Togolesisches Schulwesen

Togolesisches Schulwesen

„Der Staat anerkennt das Recht jedes Kindes auf Bildung und schafft die dafür notwendigen Bedingungen. Der Schulbesuch ist für jedes Kind beider Geschlechter bis zum Alter von 15 Jahren obligatorisch. Der Staat gewährleistet ein kostenloses, öffentliches Bildungswesen.“

   -Art. 35 da la Constitution de la IV Republique

Selbst nach jahrzehnte-langem bestehen dieses Artikels, ist dessen Inhalt noch immer nicht vollständig in die Praxis umgesetzt worden. Kostenlose, öffentliche Schulen stehen zwar zur Verfügung, doch diese sind masslos überfüllt und regelmässige Streike der Lehrkräfte vermindern die Unterrichtsqualität erheblich.

 

Togo ist in sechs Bildungsbezirke eingeteilt und jedem ist ein Direktor zugeteilt, welcher dem Minister für nationale Bildung unterstellt ist. Unsere Schule in Tsévié liegt im Bezirk Maritime und ist somit den dortigen Schulbehörden untergeordnet. Obwohl ein nationaler Lehrmittelverlag die Aufgabe des Lehrmittelvertriebes und die Lieferung von Papeteriematerial übernehmen sollte, funktionieren diese Abläufe oft nicht lückenlos, sodass bereits Primarschüler Wege finden müssen, sich den Schulstoff ohne angemessene Lehrmittel anzueignen.

Kinder von finanziell besser gestellten Familien besuchen bereits ab dem 2. Lebensjahr die Vorschule (entspricht strukturell unserem Kindergarten), wo sie während der drei Jahre bis zum Schuleintritt betreut werden und sich die spätere Unterrichtssprache, Französisch, spielerisch aneignen können. So entstehen schon in diesen frühen Jahren der schulischen Laufbahn Chancenungleichheiten, die einzig und allein auf die familiäre Herkunft zurückzuführen sind. In Togo ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Eltern die französische Sprache beherrschen, da schon für diese Generation eine gute Schulbildung nicht gewährleistet war.

 

Die Primarschule dauert sechs Jahre, ist in drei Altersstufen unterteilt und wird mit einer landesübergreifenden Prüfung abgeschlossen. Die darauf folgenden regulären vier Jahre der Oberstufenschule können durch das dreijährige Lycée ergänzt werden. Bei Interesse und genügend finanzieller Unterstützung kann dann eine Hochschulbildung absolviert werden, die üblicherweise zwei bis vier Jahre dauert.

 

Bereits ab der Primarschule wird jedes Jahr eine Prüfung abgelegt, die darüber entscheidet, ob der Schüler in die nächste Klasse wechseln kann. Wenn die Prüfung nicht bestanden wird, muss das Kind ein Schuljahr wiederholen, was beliebig oft geschehen kann. Wir vom Verein APAT können uns vorstellen, diese Regel an unserer Schule so anzupassen, dass ein jeweiliges Schuljahr nur ein einziges Mal wiederholt werden darf. Ein zweiter Misserfolg würde zur Einstellung der allfälligen finanziellen Unterstützung seitens der Schule führen. Dies soll sicherstellen, dass nicht beliebig viele finanzielle Mittel in Schüler investiert werden, die die nötige Motivation, Ehrgeiz und Fleiss nicht mitbringen. Solch extreme Massnahmen sollen aber durch das Schaffen eines optimalen Lernklimas und durch Möglichkeit, jeden Schüler individuell zu fördern, eine Seltenheit darstellen.

 

Die markantesten Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Schulen in Togo betreffen die Unterrichtsqualität, die Klassengrösse und das Schulgeld. In öffentlichen Schulen sind Lehrkräfte oft unterbezahlt, sodass der monatliche Lohn für ein würdiges Leben und die Ernährung einer Familie nur knapp ausreicht. Dies führt dazu, dass viele Lehrpersonen einem Zweitberuf nachgehen, sich schlecht vorbereiten oder gar nicht zum Unterricht erscheinen. Auch die Tatsache, dass aufgrund administrativer Mängel Löhne gar nicht ausbezahlt werden, führt dazu, dass das Land zwar über genügend ausgebildete Lehrkräfte verfügt, diese aber nach Möglichkeit einem anderen Beruf nachgehen. In einer öffentlichen Schule besteht eine Klasse aus etwa 80 Schülern und somit haben selbst motivierte Lehrpersonen kaum eine Chance, jeden Schüler entsprechend seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen zu fördern. Private Schulen haben die Klassengrössen auf 25-30 Schüler reduziert und bieten somit eine gute aber sehr kostspielige Alternative zu öffentlichen Bildungsinstitutionen.

 

Aufgrund dieser Missstände ist es ein Anliegen von APAT, eine Schule zu bauen und zu führen, die jedem Kind dieser Region eine Chance auf eine gute, fundierte Bildung bietet und die Lehrpersonen als gebildete Fachkräfte behandelt und entsprechend entlohnt.